Nachdem du nun deine Finanzen gefiltert hast, wollen wir uns in diesem Text anschauen, wie du beginnen kannst, Vermögen aufzubauen und Schulden loszuwerden, um eine positive Bilanz auf deinem Konto ziehen zu können.
Notwendige Schritte hierfür sind:
1) Notgroschen aufbauen/ mehr Sparen
2) Schuldenabbau
3) Investieren
In diesem Text wollen wir uns mit den Schritten 1 und 2 befassen. Ich bin ein Verfechter davon, beides gleichzeitig zu tun.
Ich bin der Überzeugung, dass, genau wie beim Frugalismus, das gute Leben nicht nur von Schuldentilgung und Selbstgeißelung geprägt sein sollte. Wenn du nämlich irgendwann alle Schulden getilgt hast, ohne dir dabei etwas zu gönnen oder aufzubauen, wirst du sehr frustriert und unglücklich sein, auch wenn die Schulden dann vielleicht weg sind. Außerdem kannst du keine Rücklagen und somit kein Vermögen bilden.
Es kann zudem durch den permanenten Fokus der Schuldentilgung ein Gefühl des Mangels entstehen. Denn wenn du dir wenig gönnst, verändert das auch deine Einstellung zu Geld. Denn Geld, dass niemals bei dir bleibt, dir aber auch sonst nichts Gutes tut, wird natürlich nicht dein Freund. Doch genau das wollen wir, denn Herr Geld ist echt ein richtiges Schnuckelchen. Auch ich habe dies in meinem Finanz-Coaching erst lernen müssen.
Es ist meiner Meinung nach daher sinnvoll, die richtige Balance zwischen Schuldenabbau, Leben und Vermögensaufbau zu finden.
Sparen wie die Schwaben.
Ja, man sagt den Schwaben (externer Link) nach, dass sie sehr sparsam seien. Ich als Thüringerin kann das leider nicht nachempfinden (in Erfurt kennt man nur Blumen, Nudeln und Martin Luther). Als Frugalistin allerdings schon. Und natürlich habe ich für dich auch zum Sparen Tipps!
Bezahle dich selbst zuerst. Direkt nachdem dein Gehalt eingeht, legst du Kohle beiseite. Denn wenn das Geld zu ende, und vom Monat noch viel übrig ist, lässt sich logischerweise nichts sparen. Ergibt Sinn, oder?
Fang klein an. Egal wie viel du verdienst, wenn du nur 50€ sparen kannst, dann ist das so. Und wenn es nur 25€ sind auch. Alles ist besser als nichts. Rechne das nur mal hoch – jeden Monat 25€ sind am Ende auch 300€ im Jahr. Ist schon ne günstige Waschmaschine!
Mehrere Konten. Anfangs habe ich mich sehr dagegen gesträubt und alles auf einem Sparkonto gespart – Urlaub, Notgroschen, Rückstellungen für Versicherungen und Co. Lass mich dir sagen: Es wurde sehr schnell sehr unübersichtlich. Du kannst ja erstmal damit anfangen, neben dem Girokonto ein Sparkonto zu nutzen und ein Tagesgeldkonto. Damit hast den Notgroschen und vielleicht Urlaub abgedeckt. Oder du gehst gleich den ganzen Weg und machst dir ein Konto für Urlaub, eines für Rückstellungen, eines für den Notgroschen usw., du verstehst, was ich meine. Kontos gibt es größtenteils kostenlos bei Direktbanken.
Ausgaben tracken. Um sparen zu können, musst du natürlich ermitteln, wie viel du dafür übrig hast. Du kannst Budgets machen, das Geld abheben und gucken, wie weit du kommst, und wenn du nachlegst, das notieren. Ich fand das logistisch etwas zu schwierig, aber du bist ja nicht ich und deshalb schlage ich dir das hier vor. Alternativ kannst du dir eine App runterladen und direkt nach jeder Ausgabe eintragen, was du ausgegeben hast. Noch alternativer kannst du viel mit Karte zahlen, Kassenzettel sammeln oder in den Notizen deines Handy notieren, was du ausgibst. Am Ende des Monats setzt du dich hin und rechnest für jede Kategorie (Lebensmittel, Sprit, Drogerie, etc.) aus, was du ausgegeben hast.
Letzteres ist mein persönlicher Favorit. Mittlerweile schaffe ich das in einer halben Stunde. Dann rechne ich immer direkt aus, was ich im nächsten Monat an Geld brauche, was ich beiseite legen kann oder ob ich mehr Schulden tilgen möchte, weil etwas übrig bleibt.
Ich nutze übrigens die Tabelle von Oliver, die gibt es hier (externer Link)
Sparen lernen!
Immer wieder stellte sich mir die Frage: Kann man Sparen lernen? Ich war nicht so überzeugt und verfiel auch häufig in eine gewisse Trotzhaltung:
„Ich verdiene zu wenig, wie soll ich da noch viel sparen?“; „Ja klar, die anderen verdienen ja auch mega viel, deshalb können die auch viel sparen.“ Doch ich muss mittlerweile echt sagen:
Man kann sparen lernen! Zum Beispiel bei Lebensmitteln, bei Geschenken, beim Ausgehen. Generell gibt es im Alltag diverse Möglichkeiten dazu. Ein gutes Beispiel ist der Dauerbrenner Coffee to go:
Täglich Kaffee unterwegs kaufen: 4€, teuer, weil mit Milchsschaum, aber lecker. Das sind pro Woche 20€. Macht 80€ im Monat. Oder, wie ich gerne immer: nachmittags auf dem Heimweg Brötchen. Sind ja nur 2€ dachte ich immer. Na ja, wenn ich das vier- bis fünfmal in der Woche mache, komme ich auf 10€, sind 40€ im Monat… ihr versteht das Prinzip.
► Auch wichtig: Dein Shoppingverhalten (im Sinne der Nachhaltigkeit ebenfalls ein bis zwei Gedanken wert!)
Wie kaufst du Dinge? Sonderangebot im Internet, gleich draufklicken, schnell mit PayPal Express gezahlt und direkt los? Hoffentlich schleift DHL nicht zu lange? Nun, ein guter Tipp kann hier sein, wirklich zu hinterfragen, ob man das, was man im Begriff ist zu kaufen, wirklich braucht. Du musst natürlich nicht so krass drauf sein wie der Geldschnurrbart, der erstmal 30 Tage wartet und regelmäßig kontrolliert, wann er Dinge in seiner Wohnung das letzte Mal benutzt hat (er ist übrigens Schwabe ;)). Doch der Ansatz ist sinnvoll: Wenn du das nächste Mal etwas kaufen willst, warte 24h ehe du zuschlägst. Denn am nächsten Tag ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich geringer, dass du es auch tust. Wer weiß schon, welche Gedanken du dir dazu noch machst. Probiere es einfach mal aus.
Pro-Tipp: Lege das, was du nicht ausgegeben hast auf ein Extrakonto und schau am Ende des Monats doch mal, wie viel zu gespart hast. Wohlgefühl garantiert!
Hierzu noch ein Tipp, den ich selbst bei meinem Finanz-Coaching erhalten habe und richtig top finde: Mache dir ein monatliches Budget für schöne Dinge. Dann kannst du dir jeden Monat etwas kaufen, womit du dir etwas gönnst! So bist du jeden Monat auf diese Ausgabe vorbereitet und kommst nicht ins Mangeldenken.
Andere Dinge, die man im Haushalt, in der Wohnung oder sonst wo braucht, kannst du super gebraucht kaufen. Ebay Kleinanzeigen macht‘s möglich. Auch bei Ebay gibt es diverse Shops, die Dinge aufarbeiten oder wiederherstellen. Ich habe damit super Erfahrungen gemacht. Und das, obwohl ich früher immer dachte, dass ich keine abgetragenen Sachen von anderen möchte. Doch weit gefehlt. So viele tolle Sachen werden kurz genutzt und dann weiter verkauft. Profitiere davon!
Notgroschen ansparen
Hier braucht es gar keine große Erklärung. Du solltest ein finanzielles Polster haben, was dich ggf. eine Weile über Wasser hält, falls unvorhergesehene Dinge passieren. Ob du hier lieber drei Monatsnettogehälter oder sechs oder zehn haben möchtest, obliegt, meiner Ansicht nach, dir selbst und der Höhe deiner monatlichen Ausgaben. Nimm dir einen Taschenrechner (oder deinen Kopf, wenn du ein Mathe-Ass bist) und tippe die entsprechenden Zahlen ein und schon kannst du deinen Notgroschen berechnen. Sinnvollerweise legst du das Geld am Monatsanfang auf ein extra Konto – Tagesgeld macht sich hier ganz gut – um es nicht bei der nächsten Shoppingtour anzufassen. (Hin und wieder streicheln und Liebesschwüre säuseln ist erlaubt, bei dem kinky stuff lieber das Mikro vom Laptop ausschalten!)
Schulden begleichen oder: Wie werde ich meine Schulden los?
Deine Zahlen sind also jetzt optimiert, die Einzahlung auf dein Notgroschen-Konto steht und du kennst natürlich auch die Höhe deiner verbleibenden Schulden.
Um neben dem Aufbau deines Notgroschens oder deines Vermögens auch Schuldenabbau zu betreiben, musst du natürlich wissen, wie viel Geld du im Monat dafür zur Verfügung hast. ODER wissen, wie hoch deine monatlichen Tilgungsraten sind und den Rest dann drum herum basteln. Passe deine Sparanteile also deinen Rückzahlungsanteilen an.
Berzerker-Tilgen oder gemächlich anschleichen? Tilge, wenn du das kostenfrei tun kannst, ggf. mehr, als deine Raten verlangen. Oder spare auf einem separaten Konto regelmäßig größere Beträge, um damit deine Schulden abzubauen. Beim Bafög kannst du durch die Rückzahlung in einem Schwung auch gleich noch einen Rabatt abgreifen (zu jeder Zeit übrigens, auch, wenn du schon seit einiger Zeit abbezahlst). Es gibt diverse Möglichkeiten, die sehr individuell sind, da sie u.a. von der Art deiner Schulden abhängen.
Mach dich mit deinen Schulden vertraut. Beim Bildungskredit zum Beispiel, musst du in festen Raten zahlen, beim Bafög alle drei Monate einen festen Betrag. Bei anderen Kreditarten jeden Monat eine feste Summe und Sondertilgen kostet manchmal extra. Informiere dich und besprich dich mit deinen Gläubigern. Ggf. schicken sie dir Vergleichsangebote, insbesondere bei Konsumschulden, die du schon länger hast.
Auch hier der Tipp: Mache dir einen Plan, mit deinen Zahlen und deinen Schmerzgrenzen. Bedenke, dass auch kleine Summen für deinen Notgroschen schon eine große Hilfe sein können. Meiner Ansicht nach, ist es hier sinnvoll, sich zunächst auf die realistischen Schritte zu fokussieren. Wenn du 25€ oder 50€ jeden Monat übrig hast, dann lege dir davon einen Notgroschen an. Ich würde dir nicht empfehlen, im Sinne vom „think big“ gleich damit einen Sparplan zu eröffnen und loszulegen. Denn wenn es hart auf hart kommt, stehst du mit leeren Händen da oder musst zu einem schlechten Kurs verkaufen, nur um an liquide Mittel zu kommen. Also lautet meine Devise: Erst liquide Mittel aufbauen und dann investieren.
Schulden abbauen – mein eigener Weg.
Zu guter Letzt möchte ich dir noch berichten, wie ich das mit dem Schuldenabbau handhabe. Als ich 2017 mit meinem Studium fertig war hatte ich knapp 5500€ Schulden vom Bafög und Bildungskredit sowie um die 11000 Pfund Schulden von meinem Studienkredit aus UK. Mittlerweile sind noch 6000 Pfund übrig, der Rest ist getilgt, und das, ohne große Entbehrungen. Bafög und Bildungskredit habe ich so gut wie direkt zurückgezahlt, nach England zahle ich seit Sommer 2017 jeden Monat etwas zurück. Ich versuche immer ein wenig mehr zu zahlen, als von mir gefordert wird. Seit Corona sind hier die Zinsen etwas niedriger, der Kurs jedoch auch, weshalb ich von meiner Sparrate nicht wirklich abgerückt bin. In der gesamten Zeit (seit 2017) habe ich immer einen Notgroschen gehabt und auch nebenher investiert.
Und jetzt du: Hast du Schulden, wenn ja, was für welche? Wie gehst du damit um? Bereitet es dir große Sorgen, Schulden zu haben oder bist du eher entspannt, weil du schon gut aufgestellt bist?
PS: Weil ich nett bin, habe ich dir hier die Schritte nochmal zusammengefasst. Du darfst das gerne als Anleitung nutzen oder weitergeben an alle, die noch ein bisschen Ordnung machen wollen. ☻
Schritt |
Aktion |
Sparen |
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Notgroschen anlegen |
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Fuck off- Budget |
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Schulden begleichen |
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